Der Trinker by Hans Fallada

Der Trinker by Hans Fallada

Autor:Hans Fallada [Hans Fallada]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-30T23:00:00+00:00


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Von Mordhorst hörte ich es dann, zwei oder drei Tage später (sie ließen sich Zeit mit meiner Überweisung in eine Heil-und Pflegeanstalt; auf dem Gericht haben überhaupt alle Zeit, bloß die Gefangenen nicht, denen doch die Zeit so langsam vergeht) – also von Mordhorst hörte ich es, daß ich mich wie ein vollkommener Idiot benommen hatte. »Mensch«, sagte er, »wie konntest du nur so dämlich sein? Der alte Fuchs hat sich ins Fäustchen über dich gelacht, als du eine Flasche Korn nach der andern auspacktest. Der hat dich fein mit seiner verstellten Freundlichkeit gefangen! Sagen hättest du müssen, schwören hättest du müssen: Ich bin gar nicht besoffen gewesen, keine Spur war ich angetrunken! Ich hab’s bei vollem Bewußtsein, nach reiflicher Überlegung getan, was ich getan habe! Und warum mußtest du so sagen: weil du so am wenigsten riskiertest! Sieh mal, für einen versuchten Totschlag bekommst du ein halbes, höchstens ein Jahr Kittchen. Die reißt du ab und stehst wieder draußen als freier Mann, und keiner kann dir an den Wagen fahren. Und was geschieht dir nun? Erst kommst du auf sechs Wochen in die Anstalt zur Beobachtung auf deinen Geisteszustand. Denkst du, die Anstalt ist besser als ein Kittchen? Schlechter ist sie! Alles Drum und Dran ist genau wie hier, Fressen und Arbeit und Wachtmeister, aber du bist nicht mehr mit vernünftigen Menschen zusammen, sondern mit lauter Idioten! Und dann gibt der Arzt sein Gutachten ab, und du kriegst den Paragraphen 51, und das Verfahren gegen dich wird eingestellt. Aber du wirst für geisteskrank und gemeingefährlich erklärt und deine dauernde Unterbringung in solcher Heilanstalt angeordnet, und da sitzt du, fünf Jahre, zehn Jahre, zwanzig Jahre, kein Hahn kräht nach dir, und langsam wirst du unter all den Idioten auch ein Idiot. Das ist es ja aber wohl auch, was sie von dir wollen. Wie du mir erzählt hast, hat deine Alte viel fürs Geschäft übrig; dann tut sie das Geschäft und alles, was dir gehörte. Du bist dann bloß noch ein armer entmündigter Trottel, und wenn sie dir zu Weihnachten ein Stück Kuchen und eine Rolle Priem schickt, so ist das schon viel …« So redete Mordhorst, der Erfahrene, zu mir, und zu jedem seiner Worte sagte es in meinem Innern »Ja«. Wie ein Trottel hatte ich mich benommen, aufs Glatteis hatte ich mich locken lassen, und nun saß ich drin. Ich hatte es doch immer schon geahnt, was Magda plante, von allem Anfang an, aber dann hatte ich es vergessen, ich hatte nicht mehr dran denken wollen. Ich hatte mir etwas vorgelogen, daß sie meine Frau sei, daß sie mich doch einmal liebgehabt habe und mich nicht verraten würde … Aber sie hatte mich verraten, schon lange hatte sie auf dieses Ziel hingearbeitet! Erst hatte sie mir die Ärzte nachgeschickt, und dann hatte sie diese verheerende Aussage über mich gemacht, in der sie all mein betrunkenes Geschwätz wie puren Ernst behandelt hatte!

Und wie hatte sie sich zu mir benommen, seit ich im Kittchen saß? Hatte sie da so gehandelt,



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